Ein Naturschauspiel besonderer Art ist alljährlich im Herbst die Rast von etwa 50.000 Kranichen. Bis zu ihrem Abflug ins Winterquartier fressen sich die Kraniche Energiereserven an, die sie für ihren weiten Flug nach Süden (Frankreich, Spanien, Westafrika, Ungarn, Albanien, Nordafrika) brauchen. Zum Schlafen nutzen die Vögel die Flachwassergebiete der Boddenregion zwischen Barth und Wendisch-Langendorf. Hier, im kieltiefen Wasser, fühlen sich die Kraniche sicher vor ihren Bodenfeinden, insbesondere dem Fuchs.
Bei Sonnenaufgang fliegen sie zu den Äsungsflächen auf dem Festland, die bis zu 25 km entfernt sein können. Mit einsetzender Dunkelheit kehren sie in Gruppen zu ihren Schlafplätzen zurück. Durch die trompetenden Flugrufe der Altvögel sind die Kraniche weithin zu hören. Ihre keilförmige Flugformation oder Aufreihung zu einer langen Kette macht sie auch am Himmel leicht erkennbar.
Nach oft mehrwöchigem Aufenthalt und bei günstigem Wetter mit guter Thermik kommt die Stunde des Abschieds. Dann setzen oft wahre Massenstarts ein. Kleine Trupps von wenigen Tieren starten genauso wie Verbände von bis zu 700 Kranichen. Gruppe für Gruppe erhebt sich, fliegt auf, schraubt sich höher und höher, formiert sich zu einem Keil und verschwindet schließlich am Horizont.
Auch im Frühjahr rasten die Kraniche in unserer Region. Der Frühjahrszug ist jedoch weniger auffällig. Die Vögel ziehen in kleineren Trupps und bleiben nur wenige Tage, bevor sie die Ostsee überqueren, um in Ihre Brutgebiete (Skandinavien, Baltikum, Russland) zu gelangen.